Business-Ziele erreichen: Warum Leidenschaft nicht genug ist

November 25, 2019
von Angelika Färber

Business-Ziele erreichen: Warum Leidenschaft nicht genug ist

Als Selbständige hörst du immer wieder diesen Satz: „Du musst für dein Ding brennen.“ Oder auch: „Folge deinem Herzen“ oder „starte dein Herzbusiness“. Gemeint ist damit, dass du eine starke Leidenschaft für deine Arbeit brauchst, um deine Business-Ziele zu erreichen und letztlich erfolgreich zu sein und zu bleiben.

Und es stimmt: Anders als bei Angestellten ist als Solo-Unternehmerin deine Arbeit ja tatsächlich „dein Ding“. Unternehmertum – das musst du richtig wollen, willst du es auf Dauer durchhalten und zum Erfolg führen.

Trotzdem habe ich meine Probleme mit solchen Aussagen, die das Thema Leidenschaft und Begeisterung für das eigene Business in den Vordergrund stellen. Zweifelsohne ist Leidenschaft für deine Sache  eine hilfreiche Voraussetzung, um Business-Ziele zu erreichen und erfolgreich zu sein. Doch die Betonung liegt auf eine.

In diesem Artikel gehe ich deshalb genauer darauf ein, was das Problematische an solchen Mantras ist und spreche darüber, worauf es zusätzlich noch ankommt, um in deiner Selbständigkeit dranzubleiben.

Gefühle allein bringen dich selten an dein Business-Ziel

Das erste Problem mit dem Leidenschafts-Mantra ist, dass du darin ein Gefühl überhöhst. Und zwar das Gefühl der Leidenschaft und der Begeisterung.

Denn das Problem mit der Überbewertung von Gefühlen ist, dass Gefühle nichts Statisches sind. Ein Gefühl kann einen oder einige Momente andauern, vielleicht sogar Tage oder Wochen, doch es verändert sich.

Wir spüren es nicht rund um die Uhr, es ist nicht immer gleich intensiv und manchmal spüren wir es gar nicht, wenn andere Dinge im Alltag im Vordergrund stehen. Wenn ein Gefühl dauerhaft verschwunden ist, dauert es manchmal eine Weile, bis wir das überhaupt realisieren.

Nehmen wir ein flüchtiges Gefühl wie Verliebtheit oder auch Liebe, daher kennen wir solche Entwicklungen. Die sogenannten „Schmetterlinge im Bauch“ sind zeitlich begrenzt. Bei manchen bleiben sie länger, bei anderen flattern sie schneller davon. Und mit der Leidenschaft für unsere Arbeit ist es genauso.

Erwarte besser nicht permanente Begeisterung für dein Business

Es ist daher keine realistische Erwartung, dass ich mich rund um die Uhr in meine Arbeit „verliebt“ fühle. Doch wenn ich dieses Gefühl als Gradmesser dafür nehme, ob ich das Richtige tue, ob ich das richtige Angebot habe, dann werde ich verunsichert sein an den Tagen, an denen mir meine Arbeit schwerfällt.

Weil Kunden nerven. Weil Dinge schief laufen oder zumindest nicht so wie gewünscht. Oder weil ich mich aus anderen Gründen nicht gut fühle.

Dazu kommt, dass auch hier der Reiz des Neuen nicht ewig hält. Wenn du dich gerade erst selbständig machst, ist alles noch aufregend. Doch irgendwann kommt auch hier die Routine und die Begeisterung ebbt ab.

Der einfachste Weg, um diese Unsicherheit zu beenden ist daher, dir klar zu machen und zu akzeptieren, dass du dich nicht jeden Tag gleich begeistert fühlen wirst über deine Arbeit. Dass es sogar Tage geben kann, an denen du keine Lust hast. Dass es Tage geben kann, an denen du dir wünschst, etwas anderes zu machen.

Ich finde, das alles ist okay und darf sein. Entscheidend ist, ob du dich davon leiten lässt oder nicht.

Der oft bemühte Spruch „Wähle einen Job, den du liebst und du wirst nie wieder arbeiten müssen“ trägt leider zu genau dieser unrealistischen Erwartung der ständigen Begeisterung bei.

Und ich halte ihn auch für schlichtweg falsch. Denn selbst wenn ich die Kernarbeit meines Unternehmens liebe, werde ich auch immer wieder Dinge tun müssen, die ich nicht mag, die aber sein müssen.

Spontan fällt mir da Buchhaltung ein. Doch auch schwierige Gespräche und Verhandlungen mit Kunden oder Geschäftspartnern können dazu gehören. Oder das Dranbleiben am Marketing, wenn die Resonanz (noch) nicht so ist, wie gewünscht was für das Erreichen strategischer Business-Ziele absolut essentiell ist.

Begeisterung und Leidenschaft wollen auch gefüttert werden. Und Misserfolge, die leider genauso zum Unternehmerleben dazu gehören, tun genau dies nicht. Sie schmälern unsere Begeisterung.

Nein, ich fürchte, Erfolg  – vor allem, wenn er von Dauer sein soll  ist auch immer wieder harte Arbeit. Die Erwartung konstanter Begeisterung führt direkt in die Enttäuschung und Frustration.

Selbstverständlich heißt das nicht, dass du deine Gefühle nicht ernst nehmen sollst. Einem Gefühl, das immer wieder auftaucht, solltest du auf den Grund gehen. Wenn du regelmäßig feststellst, das, was du tust, macht dir keine Freude, dann ist es sicher an der Zeit, etwas zu ändern.

Leidenschaft führt nicht zwangsläufig auf die richtige Business-Fährte

Das zweite Problem mit der Leidenschaft fürs Business ist die Erwartung, dass Leidenschaft uns automatisch auf den richtigen Weg bringt – und damit zum Erfolg. Das starke Gefühl der Begeisterung wird mit einem starken Signal verwechselt, einem Zeichen, dem richtigen Riecher.

Dabei vergessen viele, nur, weil sie selbst etwas ganz super und wichtig finden, müssen das andere noch lange nicht so sehen. Eine Leidenschaft ist grundsätzlich erst einmal etwas sehr Persönliches und Subjektives.

Ich könnte zum Beispiel total begeistert von der Idee sein, einen Radverleih zu eröffnen, weil ich Radfahren liebe. Wenn ich das in einer Gegend tue, in der es für Radfahrer nur gefährliche Straßen gibt und keine Radwege, werde ich damit jedoch sehr wahrscheinlich scheitern.

Ein überzeugendes Argument, das zeigt, Leidenschaft schickt uns nicht immer auf die richtige Fährte, habe ich in einem Artikel auf gruenderszene.de  gefunden. 
Der Autor rät: Einfach einmal eine Episode „Deutschland sucht den Superstar“ schauen.

Wer die Sendung kennt, weiß, dass es stimmt: Dort kannst du immer wieder Leuten dabei zusehen, wie sie mit großer Leidenschaft auf der Bühne scheitern. Angetrieben von großer Leidenschaft direkt in die Blamage.

Deine Leidenschaft kann also ein wertvoller Hinweis sein, dem du nachgehen solltest. Doch in ihrer "Rohfassung" ist sie nicht zwingend etwas, auf dem du ein Business aufbauen kannst.

Ein sehr lesenswerter Artikel von Thrive Themes schlägt vor, nicht zu denken "Leidenschaft gleich Geschäftsidee", sondern stattdessen einen guten Kompromiss zu finden: Die Schnittmenge zwischen profitabler Geschäftsidee und eigener Leidenschaft.

Aus was genau diese Schnittmenge bestehen soll, definiert der Marketing-Experte Mark Schaefer in seinem Buch „Known“:

The formula for success isn’t simply finding a passion or even a niche. It’s finding the magical intersection of place and space that will give you the best shot at becoming known and successful.“

"Place" definiert Schaefer als „sustainable interest“ – also ein substantielles Interesse und das, wofür du bekannt sein willst und "space" ist eine bisher noch freie oder unterbesetzte Nische, die für genügend Menschen von Interesse ist. Wenn es darum geht zu entscheiden, für was du stehen willst, schlägt Schaefer vor, aus diesen beiden Säulen eine Schnittmenge zu bilden.


Leidenschaft ist das Salz in der Suppe deiner inneren Motive

Ist Leidenschaft also nicht wichtig für das Erreichen unserer Business-Ziele und für den Erfolg? Keineswegs. Sie ist wie gesagt, zwar nur eine Zutat, doch eine wichtige.

Sie gibt zuerst die Stoßrichtung vor, innerhalb der wir nach unserem Platz dann suchen. Und auch fürs Dranbleiben ist sie wichtig. Sie ist sozusagen das Salz in der Suppe, der Treibstoff für dein Solo-Business.

Schaue auf dein Warum hinter dem Warum zum Erreichen deiner Business-Ziele

Es gibt etwas, das meiner Meinung nach tiefer geht und noch grundlegender ist, als Leidenschaft. Und das ist unser Warum. Viele kennen mittlerweile den TED-Talk von Simon Sinek „Wie große Führungspersönlichkeiten zum Handeln inspireren“.


Er plädiert dafür, das Warum des eigenen Tuns in den Vordergrund zu stellen. 

Doch auch das Warum ist vielschichtig. Es gibt ein Warum, für eine Geschäftsidee, die ich in meinem Angebot umsetze und die ich als Story für mein Marketing nutzen kann – so wie Sinek das in seinem Vortrag zeigt – . Und es gibt ein noch persönlicheres Warum, das meiner Meinung nach das Essentiellste von allen ist.

Dieses Warum ist vor allem für dich selbst wichtig. Du solltest es immer wieder vor Augen haben. Es ist nichts, was du bewusst nach außen kommunizierst, aus Kundensicht könntest du sagen, ist es eher egoistisch. Es muss auch nicht besonders originell sein. 

Das Warum hinter dem Warum, hat damit zu tun, wie du leben und arbeiten willst. Es spiegelt deine Werte wider und deine persönlichen Wünsche und Träume. Ich nenne es deshalb das "innere Warum". Wenn es dir schwerfällt, es zu finden, schau dir diesen Tipp von Mel Robbins an:


Geschäftszwecke können sich verändern, sogar ihren Glanz oder ihre Notwendigkeit verlieren. Doch die Vorstellung von dir selbst, deine tiefsten Wünsche, sind dein wahrer innerer Antrieb.

Auch sie können einen Wandel durchlaufen, wenn du dich weiterentwickelst, wenn sich deine Prioritäten ändern. Dennoch halte ich das "innere Warum" für stabiler.

Das innere Warum ist etwas Beständigeres als ein Gefühl. Wenn wir es verlieren, ist das dramatisch. Dann fehlt uns der Sinn in unserem Tun – und das führt auf Dauer zu Verzweiflung. 


Erfüllung könntest du in vielen Business-Ideen finden

Das „innere Warum“ ist eine gute Nachricht für all jene, die viele Ideen und Interessen haben und denen es deshalb schwerfällt, sich in ihrem Business zu fokussieren. Es ist letztlich egal, für welche deiner Ideen du dich entscheidest, denn ein Geschäftszweck allein, bringt keine Erfüllung: Entscheidend ist, dass du dich gut genug damit auskennst, das Ganze marktfähig ist und dass es dir – zumindest langfristig – das Leben ermöglicht, das du dir wünschst.

In keinem Fall sind viele Interessen eine Entschuldigung, dich nicht zu fokussieren. Denn potentiellen Kunden ist deine Vielfältigkeit egal. Sie wollen klar erkennen, wofür du stehst. Können sie das nicht, gehen sie woanders hin. Im Artikel Einzigartig als Solo-Unternehmer: Ohne Entscheiden geht es nicht! erfährst du mehr darüber.

Das innere Warum hilft dir, Durststrecken zu überwinden 

Das innere, persönliche Warum hilft dir besonders auf Durststrecken, die es auf dem Weg zu deinen Business-Zielen sicher gibt. An den oben erwähnten Tagen, an denen deine Arbeit keinen Spaß macht, an denen die Begeisterung fehlt. Es hilft dir, weiterzumachen, Wichtiges und Richtiges zu tun, obwohl du dich überhaupt nicht danach fühlst.

Und nach meiner Erfahrung füttert es zwei weitere entscheidende Zutaten, die du brauchst, um deine Business-Ziele zu erreichen: Ausdauer und Problemlösungsvermögen. Denn wir alle kennen diese Tage, an denen wir am liebsten hinschmeißen wollen. Ich kenne sie sehr gut. 

Doch wenn ich mich in einer solchen Situation frage, was wäre die Alternative, was würde es bedeuten, meinen Traum vom eigenen Solo-Business aufzugeben, sehe ich meinen Alptraum: Das Angestelltendasein.

Denn Freiheit und Flexibilität sind wichtige Werte für mich, wie für viele andere Selbständige auch. Ich denke deshalb, viele Solo-Unternehmerinnen teilen diesen Alptraum mit mir.

Doch selbst wenn deiner ein anderer ist, ist meine Empfehlung: Stelle dir in schwierigen Zeiten immer wieder diese Fragen. Male dir aus, wie die Situation wäre, wenn du aufgibst. Spüre, wie sich eine alternative Lösung für dich anfühlt.

In den meisten Fällen ist das Vernachlässigen der eigenen Werte und Wünsche das weitaus größere Übel als das Weitermachen. Dieses Gedankenspiel hilft dir deshalb enorm dabei, durchzuhalten und letztlich deine Business-Ziele zu erreichen. Und es bringt dich dazu, nach neuen, kreativen Lösungen zu suchen, wenn du feststeckst.  

Fazit

Begeisterung und Leidenschaft helfen, dein Business voranzutreiben, doch sie sind weder Selbstzweck, noch können sie Wunder bewirken.

Wichtiger als Leidenschaft sind das Wissen um die eigenen inneren Motive  – das persönliche Warum  – sowie Ausdauer, und immer wieder Mut, Entscheidungen zu treffen und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen.

Wünschst du dir Unterstützung, um deine Business-Ziele zu erreichen?

Dann frage jetzt ein kostenloses Strategie-Gespräch mit mir an und wir finden heraus, an welchen Punkten du ansetzen solltest und ob und wie ich dir dabei helfen kann.

Wer schreibt denn hier?

Ich bin Angelika Färber und ich helfe ambitionierten Solo-Unternehmerinnen, eine stimmige Botschaft für ihr Business zu entwickeln, die ihnen hilft, die Kunden zu gewinnen, auf die sie wirklich Lust haben.


Gemeinsam holen wir die Essenz dessen, was dich und dein Business ausmacht so hervor, dass deine idealen Kunden erkennen: Du bist die Richtige für sie.


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